Zöliakie: Ursache, Symptome und Diagnose

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Entzündungen im Darm zu schwerwiegenden Symptomen und Nährstoffmängeln führen. Auslöser für die Beschwerden bei Zöliakie ist der Verzehr von Gluten. Die Diagnose erfolgt durch einen Bluttest und eine Dünndarmbiopsie.

Autor:in: Pia Moritz

Veröffentlicht: Zuletzt aktualisiert:

Kategorie: Unverträglichkeiten & Intoleranzen, Zöliakie

4 Min. Lesezeit
Eine junge Frau hält sich den Bauch vor Schmerzen und hält Getreideähren in ihrer Hand.

Was ist Zöliakie?

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, die durch das Klebereiweiß Gluten, das in vielen Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel vorkommt, ausgelöst wird. Dabei handelt es sich um eine chronische Erkrankung des Dünndarms, bei der lebenslang auf glutenhaltige Lebensmittel verzichtet werden muss.

Eine Heilung gibt es nicht. Eine entsprechende Ernährungsumstellung muss lebenslang durchgeführt werden. Eine professionelle Ernährungsberatung bei Zöliakie bereitet Sie umfassend auf das neue Essverhalten vor.

„Sprue“ ist die veraltete Bezeichnung für Zöliakie, die im Erwachsenenalter auftritt. Heute benutzt man sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen den Begriff Zöliakie.

Was ist die Ursache von Zöliakie?

Auslöser für Zöliakie ist nicht das gesamte Getreide, sondern nur bestimmte Getreideproteine, Gluten oder auch Gliadin genannt und die Unterfraktionen Pro-lamin und Glutelin. Je nach Getreideart spricht man bei den Prolaminen von Gliadin, Secalin, Hordein und Avenalin.

Die gesunde Dünndarmschleimhaut ist stark gefaltet, um eine möglichst große Oberfläche zu erhalten. Auf den Falten befinden sich zusätzlich kleine Ausstülpungen, die sogenannten Darmzotten. Diese Oberflächenvergrößerung ermöglicht eine optimale Nährstoffaufnahme. Bei Zöliakie-Betroffenen führt die Aufnahme von Gluten zu einer chronischen Entzündung und Rückbildung der Dünndarmzotten.

In Folge verringert sich die Oberfläche des Dünndarms und es können nicht mehr genügend Nährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe aufgenommen werden. Mit fortschreitender Erkrankung kommt es zu Nährstoffdefiziten, welche zu Mangelerscheinungen mit unterschiedlicher Ausprägung von Krankheitssymptomen führen.

Man bezeichnet die Zöliakie auch als Systemerkrankung, da sie sich nicht ausschließlich auf den Darm beschränkt, sondern auf den gesamten Körper.

Nach aktuellem Wissensstand scheinen das Immunsystem, Infektionen, die Ernährung und Umweltfaktoren die Entwicklung der Krankheit zu beeinflussen. Da häufig mehrere Familienmitglieder betroffen sind, wird als weitere Ursache für Zöliakie eine genetische Veranlagung diskutiert. Die komplexen Zusammenhänge sind bisher noch nicht vollständig erforscht.

Junger Mann liegt mit Bauchschmerzen auf dem Sofa.

Welche Symptome können bei Zöliakie auftreten?

Aufgrund der zahlreichen Möglichkeiten der Ausprägungsform einer Zöliakie können Ärzt:innen die Krankheit häufig nicht sofort oder eindeutig zuordnen. Vor allem bei Kindern, die ein oder mehrere der genannten Symptome aufweisen, sollte auch eine mögliche Zöliakie in Betracht gezogen werden.

Eine Übersicht der verschiedenartigen Symptome einer Zöliakie gibt nachfolgende Tabelle.

Symptome von Zöliakie

Gastrointestinale Symptome

Veränderungen außerhalb des Magen-Darm-Trakts

Allgemeine Symptome

Durchfall

Eisenmangelanämie

Gewichtsverlust

Bauchschmerzen

Folsäuremangel
Vitamin-K-Mangel

Gedeihstörungen bei Kindern; Kleinwuchs

Blähungen; aufgeblähter Bauch

Osteoporose

Mattigkeit, Müdigkeit

Übelkeit
Erbrechen

Entzündungen der Mundschleimhaut,
Zahnschmelzdefekte

Depressionen

Neurologische Störungen

Fehlgeburten

Wie erfolgt die Diagnose von Zöliakie?

Die Diagnose von Zöliakie wird von Fachärzt:innen mittels eines Bluttests und einer Dünndarmbiopsie gestellt. Dabei wird das Blut im Labor auf IgA Antikörper gegen die Gewebstransglutaminase (tTG) oder gegen Endomysiumantikörper (EMA) sowie Gesamt IgA untersucht.

Bei einer Dünndarmbiopsie kommt es zur Entnahme von 5-6 Gewebeproben aus unterschiedlichen Regionen des Dünndarms mit anschließender mikroskopischer Beurteilung und Einteilung nach MARSH-Klassifikation (Typ 0, 1, 2, 3a, 3b und 3c). Diese dient zur Einteilung des Schweregrads der Schleimhautschädigung. Hierbei steht Typ 0 für eine normale Dünndarmschleimhaut, Typ 3c für eine totale Rückbildung der Dünndarmzotten. Für eine Diagnose der Zöliakie ist zumindest eine Veränderung der Schleimhaut nach Typ 2 notwendig.

Ein Antikörpertest alleine kann eine Dünndarmbiopsie nicht vollständig ersetzen.

Die Verbreitung von Zöliakie

Zöliakie kann im jedem Alter auftreten und kommt weit häufiger vor, als vermutet. In der Bevölkerung sind bis zu 1 % betroffen. Auf eine:n diagnostizierten Zöliakie-Betroffene:n kommen 7-10 nicht erkannte Zöliakie-Patient:innen.

Umgang mit Zöliakie: Symptome loswerden und Wohlbefinden steigern!

Eine Zöliakie kann nur durch eine glutenfreie Ernährung behandelt werden. Mit der entsprechend angepassten Ernährung vermeiden Sie außerdem weitere Symptome in der Zukunft. Eine Ernährungsberatung kann Ihnen dabei helfen, Ihr Essverhalten an die Glutenunverträglichkeit anzupassen. Meist tritt schnell eine Verbesserung der Symptome ein. So steigern Sie Ihre Lebensqualität!

Eine junge Frau mit Übergewicht steht in der Küche und hat einen fröhlichen Gesichtsausdruck.

Zöliakie in Kombination mit anderen Erkrankungen

Zöliakie und Diabetes mellitus Typ 1

Zöliakie kann gemeinsam mit anderen Autoimmunerkrankungen auftreten, so beispielsweise mit Diabetes mellitus Typ 1. Ca. 5 bis 7 % aller Typ-1-Diabetiker haben auch Zöliakie, ebenso leiden ca. 5 % der Zöliakiepatient:innen unter Diabetes mellitus. Die häufige Assoziation zwischen beiden Erkrankungen liegt an der gemeinsamen genetischen Grundlage.

Zöliakie und Laktoseintoleranz

Durch die Zerstörung der Dünndarmschleimhautzellen kann es vorübergehend zu einem Mangel an dem Enzym Laktase, das für die Spaltung von Milchzucker erforderlich ist, kommen. Der Laktasemangel führt zu einer Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz), die sich unter anderem durch Durchfälle, Blähungen und Völlegefühl beim Verzehr von Milch und Milchprodukten äußert. Regeneriert sich die Darmschleimhaut unter einer glutenfreien Ernährung, so geht auch die Laktoseintoleranz zurück.

Zöliakie und Dermatitis herpetiformis Duhring

Diese chronische, stark juckenden Hauterkrankung wird stets mit einer Zöliakie assoziiert. Die Zöliakie ist bei diesen Patient:innen meist gering ausgeprägt und klinische Symptome einer Darmerkrankung fehlen häufig.

Mehrere Scheiben Toastbrot liegen auf einem Holzbrett.

Wie wird eine Zöliakie behandelt?

Die einzige Möglichkeit zur Behandlung einer Zöliakie ist der lebenslange strikte Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel. Nur so kann sich die Dünndarmschleimhaut regenerieren, die Blutwerte und Nährstoffaufnahme normalisieren und die Symptome abklingen.

In den meisten Fällen tritt bereits wenige Wochen nach der Ernährungsumstellung eine Besserung ein und die Krankheitssymptome verschwinden. Schon die Aufnahme kleinster Mengen an Gluten kann erneut zu Entzündungen und Beschwerden führen.

Wissen: Ähnliche Beiträge

  • Wie Sie Ihre Ernährung bei Sorbitunverträglichkeit anpassen

    Um eine Sorbitintoleranz zu behandeln, ist eine konsequente Umstellung der Ernährung unumgänglich. Sie können Ihre Symptome nachhaltig lindern, wenn Sie wissen, was Sie mit Ihrer Sorbitunverträglichkeit essen können und welche Lebensmittel Sie lieber vermeiden.

  • Sorbitunverträglichkeit: Symptome, Test und Behandlung

    Bei einer Sorbitunverträglichkeit kann das in Lebensmitteln enthaltene Sorbit nicht richtig verdaut werden. Dadurch entstehen vielfältige Symptome, die effektiv behandelt werden können. Zur Diagnose wird ein Test auf Sorbitunverträglichkeit gemacht.

  • Glutenfreie Ernährung bei Zöliakie

    Bei einer Glutenunverträglichkeit ist eine glutenfreie Ernährung unumgänglich, um ein beschwerdefreies Leben zu führen. Speziell hergestellte Lebensmittel und Zutatenlisten geben Aufschluss darüber, was Sie bei Zöliakie essen dürfen.

  • Was Sie bei Laktoseintoleranz (nicht) essen dürfen

    Eine Anpassung der Ernährung ist bei Laktoseintoleranz unumgänglich, um beschwerdefrei leben zu können. Wichtig ist, zu wissen, was Sie trotz Laktoseintoleranz problemlos essen können und welche Lebensmittel Sie besser meiden.

  • Laktoseintoleranz: Symptome, Ursache und Test

    Unter einer Laktoseintoleranz versteht man eine Milchzuckerunverträglichkeit, die Symptome wie Durchfall hervorruft. Die Ursache einer Laktoseintoleranz ist ein Mangel an dem Enzym Laktase. Bei Verdacht auf eine Unverträglichkeit erfolgt ein Atemtest auf Laktoseintoleranz.

  • Was Sie bei Fructoseintoleranz (nicht) essen dürfen

    Bei einer Fructoseintoleranz bzw. Fructosemalabsorption ist die Aufnahme von Fructose (Fruchtzucker) in den Dünndarm gestört. Um beschwerdefrei leben zu können, sollten Betroffene wissen, was sie bei einer Fructoseintoleranz essen können und worauf sie lieber verzichten sollten. Zu Beginn ist eine systematische Anpassung der Ernährung an die Fructoseintoleranz wichtig.

  • Fructoseintoleranz: Symptome und Test

    Bei einer Fructoseintoleranz bzw. Fructosemalabsorption ist die Aufnahme von Fructose (Fruchtzucker) in den Dünndarm gestört. Das sorgt bei Betroffenen für unangenehme Symptome. Eine Fructoseintoleranz wird durch einen einfachen Test festgestellt.