Low Carb: Auswirkungen und Empfehlungen zur kohlenhydratarmen Ernährung
Low Carb ist eine Ernährungsform, bei der der Konsum von Kohlenhydraten bewusst reduziert wird. Dabei werden vor allem Lebensmittel mit hohem Zucker- oder Stärkeanteil gemieden. Doch welche Rolle spielen Kohlenhydrate eigentlich in unserer Ernährung?

Was sind Kohlenhydrate und wo kommen sie vor?
Zu Kohlenhydraten zählen alle Einfach-, Zweifach-, Mehrfach- und Vielfachzucker.
- Zu den Einfachzuckern, die auch Monosaccharide genannt werden, gehören Fruchtzucker (Fructose) und Traubenzucker (Glucose). Sie kommen in sämtlichen Obstsorten vor.
- Die bekanntesten Zweifachzucker (Disaccharide) sind Haushaltszucker (Saccharose), Malzzucker (Maltose) und Milchzucker (Lactose). Haushaltszucker bzw. Rohr- oder Rübenzucker wird als Streuzucker verwendet, um Speisen zu süßen. Aber auch die Industrie verwendet Zweifachzucker für Limonaden, Süßspeisen, Süßigkeiten und viele andere verarbeitete Lebensmittel.
- Mehrfachzucker (Oligosaccharide) wie Raffinose oder Stacchiose sind eher unbekannt und kommen in pflanzlichen Lebensmitteln vor.
- Vielfachzucker (Polysaccharide) wie z. B. Stärke kommen in Kartoffeln oder Getreide wie Weizen, Roggen oder Dinkel vor, woraus dann Brot, Getreideflocken oder Nudeln hergestellt werden.
An der Endung -ose ist bei den Fachbegriffen und auch im Zutatenverzeichnis zu erkennen, dass es sich um Zucker handelt.
Wie wirken sich Kohlenhydrate auf den Körper aus?
Kohlenhydrate gehören neben Fett und Eiweiß zu den Hauptnährstoffen unseres Körpers. Sie liefern wie Eiweiße rund 400 kcal pro 100 g, während Fette mit 900 kcal pro 100 g mehr als doppelt so viel Energie enthalten. Entsprechend lag lange Zeit der Fokus zur Gewichtsreduktion bei Übergewicht und Adipositas fast ausschließlich auf einer fettarmen Ernährung, um Kalorien zu sparen.
In den letzten Jahren hat sich jedoch auch der Trend etabliert, Kohlenhydrate zu reduzieren. Dies ist nicht allein mit der Kalorienzahl zu erklären, sondern erfordert ein Verständnis dafür, wie Kohlenhydrate im Körper aufgenommen und verstoffwechselt werden.
Wird Einfachzucker verzehrt, kann dieser direkt aus dem Dünndarm ins Blut aufgenommen werden und es kommt zu einem schnellen und steilen Anstieg des Blutzuckers. Das wiederum führt zu einer hohen Insulinausschüttung. Insulin ist notwendig, damit der Zucker in Gehirn- und Muskelzellen gelangt und dort als Energie genutzt werden kann, damit man denken und sich bewegen kann. Nach dem rapiden Anstieg folgt jedoch ein ebenso schneller Abfall des Blutzuckerspiegels. Dies kann zu Heißhungerattacken und einem Leistungstief führen. Zudem fördert Insulin die Gewichtszunahme, da es dem Körper signalisiert, Energie zu speichern, anstatt Fettreserven abzubauen.
Auch Weißmehlprodukte lassen den Blutzuckerspiegel rasch ansteigen. Zwar geschieht dies etwas langsamer als bei reinem Zucker, doch die Wirkung bleibt ähnlich, da Enzyme die langkettigen Vielfachzucker (Stärke) schnell in Zuckerbausteine zerlegen.

Der Vorteil ballaststoffreicher Lebensmittel
Vollkornprodukte enthalten viele Ballaststoffe, die den Blutzuckeranstieg deutlich verlangsamen. Ballaststoffe sind pflanzliche Faserstoffe, die von unseren Enzymen nicht gespalten werden können und somit unserem Körper keine Energie liefern. Sie sind aber sehr wichtig für unsere Darmgesundheit und verzögern maßgeblich die Aufnahme der Kohlenhydrate ins Blut. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel viel langsamer an, es kommt zu einer niedrigeren Insulinausschüttung und somit fällt der Blutzuckerspiegel anschließend nicht so steil ab. Der langsamere Abfall des Blutzuckerspiegels führt zu einem längeren Sättigungsgefühl und unterstützt somit die Gewichtskontrolle.

Mythen über Honig und Fruchtzucker
Weit verbreitet ist die Meinung, dass Honig gesund ist. Tatsächlich jedoch lässt er den Blutzuckerspiegel ebenso rasch ansteigen wie Haushaltszucker.
Lange Zeit wurde Fructose als gesunde Zuckeralternative beworben. Inzwischen weiß man jedoch, dass Zucker generell nicht lange satt macht und Fructose sogar noch stärker als Haushaltszucker zum Anstieg bestimmter Blutfette beitragen kann. Ebenso kann dies eine „nichtalkoholische Fettleber“ begünstigen und sogar zum Anstieg der Harnsäurewerte beitragen kann.
Wann und wie oft sollte man Kohlenhydrate essen?
Neben der Art der Kohlenhydrate ist auch die Menge und Häufigkeit des Kohlenhydratverzehrs von Bedeutung. Früher wurde empfohlen, Obst als Zwischenmahlzeit zu essen, um Heißhunger vorzubeugen. Heute rät man bei Übergewicht oder Adipositas eher dazu, kohlenhydratarme Phasen zwischen den Hauptmahlzeiten einzulegen.
Es wird dazu geraten, Kohlenhydrate nur im Rahmen der 3 Hauptmahlzeiten zu verzehren oder sogar eine der Mahlzeiten kohlenhydratfrei zu gestalten, beispielsweise abends Salat mit Thunfisch oder Huhn. So erzielt man eine kohlenhydratfreie Phase vom Mittagessen bis zum Frühstück am nächsten Tag. Allerdings empfiehlt sich die Vorgehensweise nur, wenn mit der kohlenhydratfreien Abendmahlzeit ausreichende Sättigung erzielt wird und der Fleischkonsum dadurch nicht über das empfohlene Maß von 300 g Fleisch und Wurstwaren pro Woche geht.

Welche Menge an Kohlenhydraten wird empfohlen?
Für eine allgemeine gesunde Ernährung empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, dass mehr als 50 % der Energiezufuhr durch Kohlenhydrate gedeckt werden sollen. Lebensmittelbezogen bedeutet dies, dass täglich 4 Portionen stärkehaltige Lebensmittel wie Brot, Reis, Nudeln bzw. Kartoffeln und 2 Portionen Obst gegessen werden können, um sich gesund zu ernähren und sein Gewicht zu halten. Eine Portion entspricht dabei zum Beispiel einer Scheibe Brot (ca. 50-60 g) oder 2-3 hühnereigroßen Kartoffeln.
Entgegen den aktuell gültigen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zeigen einige Studien, dass eine moderate Reduktion der Kohlenhydrate im Bereich Kardiologie, Diabetes oder Gewichtsreduktion sinnvoll sein kann.
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Was bedeutet Low Carb?
Bei der Low Carb Ernährung (kohlenhydratarme Ernährung) geht es darum, die Kohlenhydrataufnahme zu reduzieren, jedoch nicht wie oft angenommen und teilweise auch durchgeführt, die Kohlenhydrate fast vollständig wegzulassen. Da der Begriff Low Carb gesetzlich nicht definiert ist, bietet er viel Interpretationsspielraum.
Ernährung ohne Kohlenhydrate – geht das?
Während die ketogene Ernährung einen nahezu vollständigen Verzicht auf Kohlenhydrate erfordert, ist dies schwer umsetzbar und gesundheitlich nicht eindeutig vorteilhaft. Zudem kann eine ketogene Ernährung bei erhöhten Harnsäurewerten das Risiko eines Gichtanfalls erhöhen.
Wie ernährt man sich Low Carb?
Eine moderate Low Carb Ernährung bzw. Low Carb Diät umfasst wenig Kohlenhydrate mit 2-3 Portionen stärkehaltiger Lebensmittel sowie 2 Portionen Obst pro Tag. Dabei sollte der Fokus nicht auf zuckerreichen Obstsorten liegen, da mit höherem Zuckergehalt eine höhere Insulinausschüttung verbunden ist, aber natürlich auch eine höhere Kalorienmenge wie folgende Tabelle zeigt.
100 g essbarer Anteil enthalten durchschnittlich:
Obst | kcal/kJ | Obst | kcal/kJ |
---|---|---|---|
Banane | 88/374 | Orange | 42/176 |
Granatapfel | 74/316 | Pfirsich | 41/174 |
Kaki | 69/294 | Quitte | 38/160 |
Weintraube | 67/285 | Grapefruit | 38/160 |
Süßkirsche | 62/265 | Stachelbeere | 37/157 |
Ananas | 55/235 | Heidelbeere | 36/155 |
Birne | 55/235 | Preiselbeere | 35/150 |
Honigmelone | 54/230 | Himbeere | 34/145 |
Apfel | 54/230 | Johannisbeere | 33/140 |
Kiwi | 51/215 | Erdbeere | 32/135 |
Zwetschge | 48/205 | Limone | 31/132 |
Brombeere | 44/185 | Karambole | 23/99 |
Aprikose | 43/180 | Papaya | 12/52 |
Mit 3 Portionen stärkehaltiger Lebensmittel steht bei drei Hauptmahlzeiten für jede dieser Mahlzeiten eine Portion Brot, Reis, Nudeln oder Kartoffeln zur Verfügung, was vielen Menschen umsetzbar erscheint. Diese Lebensmittel werden oft auch als Sättigungsbeilage bezeichnet. Nimmt man nur zwei Portionen stärkehaltige Lebensmittel zu sich, steht bei einer Mahlzeit keine Sättigungsbeilage zur Verfügung. Wird nur Gemüse verzehrt, sättigt das in den seltensten Fällen. Wichtig ist dann der Verzehr von eiweißreichen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Ei und Milchprodukten, die gut sättigen, genauso viele Kalorien liefern wie Kohlenhydrate, aber den Insulinspiegel weniger stark beeinflussen und für den Muskelaufbau essenziell sind.
Auch Hülsenfrüchte sind eine gute Eiweißquelle bei der Low Carb Diät. Diese enthalten zwar auch Stärke, allerdings gehen diese Kohlenhydrate durch den hohen Ballaststoffgehalt nur sehr langsam ins Blut über, verursachen damit keine hohe Insulinausschüttung und sind somit sehr empfehlenswert.

Lebensmittel ohne Kohlenhydrate
Sogenannte Low Carb Lebensmittel wie Fleisch und Fisch enthalten von Natur aus keine Kohlenhydrate, Ei nur sehr wenig. Der Verzehr tierischer Lebensmittel sollte allerdings aus Gründen wie Tierwohl, Nachhaltigkeit und auch der eigenen Gesundheit nicht weiter gesteigert werden.
Möglichkeiten zur Reduzierung von Kohlenhydraten
Mit diesen Möglichkeiten können Sie Kohlenhydrate gesund einsparen:
- Zucchini-/Möhrennudeln mit dem Spiralschneider herstellen. Wenn diese Gemüsenudeln nicht ausreichend sättigen, können sie mit Vollkornnudeln gemischt werden. So reduziert sich der Kohlenhydratanteil immerhin um die Hälfte.
- Nudeln aus Hülsenfrüchten wie Erbsen-, Linsen- oder Kichererbsennudeln enthalten zwar Kohlenhydrate, aber ihr Eiweißanteil ist höher als der von Getreide, zudem sind sie ballaststoffreich.
- Konjaknudeln sind nahezu frei von Kohlenhydraten und sogar auch von Kalorien. Sie werden aus dem Mehl der Konjakwurzel hergestellt. In Asien sind sie als Shirataki-Nudeln bekannt. Die Konsistenz ist eher fest und sie werden in Flüssigkeit verkauft, die wegen ihres eigenwilligen Geruchs unbedingt abgegossen werden sollte. Die Nudeln selbst sind geschmacksneutral und lassen sich mit verschiedenen Soßen kombinieren.
- Reibt man rohen Blumenkohl fein, erhält man „Blumenkohlmehl“, welches z. B. zusammen mit Ei und Käse zu einem kohlenhydratarmen Pizzaboden verarbeitet werden kann. Durch die zusätzlichen Zutaten ist es jedoch nicht unbedingt eine kalorienarme Variante.
- Sehr beliebt und weitverbreitet ist Eiweißbrot. Allerdings sollte auf die Zutatenliste geachtet werden. Nicht immer ist der Eiweißanteil tatsächlich deutlich höher als bei herkömmlichem Brot. Hochverarbeitete Produkte sind weder für die Gesundheit noch für die Umwelt empfehlenswert. Besser sind Brote, die ihren erhöhten Eiweißanteil durch natürliche Zutaten wie Hülsenfrüchte erhalten.

Saatenbrot ohne Mehl
Zutaten (für ein Brot):
120 g kernige Haferflocken
100 g zarte Haferflocken
100 g Kürbiskerne
80 g Sonnenblumenkerne
60 g Leinsamen (geschrotet)
50 g Leinsamen
50 g Sesam
30 g Hirse (kann)
15 g Chiasamen
10 g Flohsamenschalen (alternativ mehr Chiasamen)
1 TL Salz
1-2 TL Brotgewürz
450 ml kaltes Wasser
Zubereitung:
- Alle trockenen Zutaten in einer Schüssel vermischen. Das Wasser dazugeben undalles gut vermengen.
- Etwas ruhen lassen und nochmals gut vermengen, erneut ruhen lassen.
- Anschließend die Masse in eine Kastenform füllen und in den kalten Backofen geben.
Bei 200 °C Ober-/Unterhitze für ca. 80 Minuten auf der mittleren Schiene backen. - Das Brot möglichst erst am nächsten Tag schneiden. Die Scheiben sind klein und
kompakt, aber auch sehr gut sättigend! 100 g Brot enthalten 330 kcal/1383 kJ.
Guten Appetit!
Fazit zur Low Carb Ernährung
Aktuelle Studien, u. a. im Zusammenhang mit Gewichtsreduktion zeigen, dass eine Low Carb Ernährung Vorteile mit sich bringt, wobei Low Carb nicht No Carb heißt. Die Kohlenhydrate sollten also reduziert und nicht ganz weggelassen werden. Bei der Auswahl der Produkte, sollten natürliche Zutaten bevorzugt werden und Sie sollten sicherzustellen, dass ein Produkt tatsächlich eine sinnvolle Zusammensetzung hat, anstatt nur durch seine Bezeichnung (z. B. „Eiweißbrot“) als gesünder zu erscheinen. Eine kohlenhydratarme Ernährung sollte pflanzenbetont sein und nicht dazu führen, dass zu viel Fleisch konsumiert wird.