Erhöhten Blutzucker durch Ernährung senken

Eine angepasste Ernährung kann dabei helfen, erhöhten Blutzucker langfristig zu senken. Die richtige Auswahl an Lebensmitteln, die den Blutzuckerspiegel stabil halten, reduziert das Risiko für Folgeerkrankungen. Besonders die Gruppe der Kohlenhydrate spielt eine Schlüsselrolle in der Ernährung bei hohem Blutzucker.

Autor:in: Daniela Odrowski

Veröffentlicht:

Kategorie: Stoffwechselerkrankungen

7 Min. Lesezeit
Frau steht in der Küche und hält eine Schale, die mit frischem Salat gefüllt ist.

Was bedeutet „erhöhter Blutzucker“?

Bei dem Blutzucker handelt es sich um den im Blut nachweisbaren Glukosegehalt. Dieser kann im Labor bestimmt werden. Glukose ist für uns ein wichtiger Energielieferant, sollte für eine langfristige Gesundheit jedoch nicht dauerhaft erhöht sein.

Bei einem gesunden Menschen wird der Blutzuckerspiegel vom Körper reguliert, sodass er sich nach einem natürlichen Anstieg oder Abfall wieder normalisiert. Über das Blut wird die Glukose mithilfe des Hormons Insulin, welches in der Bauchspeicheldrüse produziert wird, in unsere Zellen transportiert. Ist zu wenig Glukose im Blut, wird über die Bauchspeicheldrüse das Hormon Glukagon freigesetzt und die Leber stellt ihre Glukosereserven bereit, um den Blutzucker wieder zu erhöhen.

Ab wann ist der Blutzucker erhöht?

Nach dem Essen von kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln oder Getränken steigt der Blutzucker bei jedem Menschen erst einmal an. Kohlenhydrate bestehen aus einzelnen oder mehreren Zuckermolekülen. Abhängig davon, welche Kohlenhydrate zu sich genommen werden, müssen diese im Körper zunächst in Einfachzucker zerlegt werden, um im Körper aufgenommen zu werden und als Energiequelle dienen zu können. Sind die Zuckermoleküle verwertet, sinkt der Blutzuckerspiegel bei gesunden Menschen wieder ab.

Der Nüchternblutzuckerwert sollte bei einem gesunden Menschen < 100 mg/dl sein. Liegt der Wert zwischen 100-125 mg/dl spricht man von einer gestörten Glucosetoleranz (Prädiabetes) und bei ≥ 126 mg/dl von einem Diabetes mellitus.

Warum bleibt der Blutzuckerwert erhöht?

Bei einigen Menschen sinkt der Blutzuckerspiegel auch einige Zeit nach der letzten Mahlzeit nicht wieder ab. Es kann verschiedene Ursachen haben, warum der Blutzucker erhöht bleibt, z.B.:

  • Eine sehr kohlenhydratreiche Ernährung und kohlenhydratreiche Getränke
  • Zu wenig körperliche Bewegung
  • Übergewicht oder Adipositas
  • Familiäre Veranlagung
  • Stress
  • Medikamente z.B. Cortison
  • Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse
Junge, übergewichtige Frau kocht Nudeln in der Küche.

Was sind die Symptome bei erhöhten Blutzuckerwerten?

Ist der Blutzucker erhöht, spricht man von einer Hyperglykämie. Diese erhöhten Blutzuckerwerte können sich bemerkbar machen durch Symptome wie z.B.:

  • Viel Durst, Trinkmenge teilweise bis 5 Liter
  • Trockener Mund
  • Erhöhter Harndrang
  • Müdigkeit
  • Sehstörungen
  • Übelkeit und Erbrechen

Was sind die Folgen dauerhaft erhöhter Blutzuckerwerte?

Erhöhte Blutzuckerwerte machen lange keine Beschwerden. Häufig wird er entdeckt, wenn schon Folgeschäden aufgetreten sind, z.B.:

  • Gefäßschädigungen an Augen, Nieren und Füßen
  • Herzinfarkt
  • Schlaganfall
  • pAVK (periphere Arterielle Verschlusskrankheit)

Umgang mit erhöhten Werten: Blutzuckerspiegel mit Ernährung einfach stabil halten!

Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte können zu Diabetes mellitus führen – ein frühzeitiges Eingreifen ist deshalb wichtig. Die richtige Auswahl von Lebensmitteln kann dabei helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und Ihre Werte zu normalisieren. Unsere Ernährungsberater:innen unterstützen Sie gerne bei einer systematischen Ernährungsumstellung.

Was können Sie tun, um den erhöhten Blutzucker zu senken?

Kleine Veränderungen im Lebensstil sind das Effektivste, was Sie gegen erhöhte Blutzuckerwerte tun können.

  • Körperliche Bewegung steigern: Die Glukose wird bei Bewegung direkt in Energie umgewandelt, dadurch benötigt der Körper weniger Insulin.
  • Ernährung umstellen: Durch die richtige Auswahl an Lebensmitteln und Getränken sowie das Einhalten von Zeitabständen zwischen den Mahlzeiten, kann der Blutzuckeranstieg beeinflusst werden.
  • Stress abbauen: Stress kann den Blutzuckerspiegel erhöhen. Entspannungsübungen wie z.B. Meditation, progressives Muskeltraining können helfen.
Junge Frau und junger Mann joggen gemeinsam draßen in der Natur.

Kann die Ernährung den Blutzucker senken?

Die Ernährung hat einen großen Einfluss auf unseren Blutzuckerspiegel im Blut und kann diesen positiv beeinflussen. Durch die richtige Auswahl an Lebensmitteln können Sie Ihren Blutzuckerspiegel niedrig halten. Die Bauchspeicheldrüse muss nicht so viel Insulin abgeben und wird dadurch nicht zu sehr beansprucht.

Sollten Sie mit erhöhten Blutzuckerwerten zu tun haben, fragen Sie Ihren Arzt nach einer professionellen Ernährungsberatung. Diese kann Sie adäquat in Ihrer aktuellen Ernährung beraten und Ihnen bei der Umstellung helfen damit sich Ihre Blutzuckerwerte wieder reduzieren und Sie ohne Medikamente auskommen können. Bei bestehender Diagnose übernehmen die Krankenkassen bis zu 100 % der Kosten.

Geeignete Lebensmittel für einen stabilen Blutzucker (Tabelle)

Mit den folgenden Lebensmitteln können Sie größere Blutzuckerschwankungen vermeiden und Ihre erhöhten Blutzuckerwerte durch die Ernährung regulieren.

Tabellen zum Download

Lebensmittel für stabile Blutzuckerwerte

Lebensmittel

Beispiele

Obst (2 Portionen am Tag)

Fruktosearme Sorten wie z.B. Avocado, Rhabarber, Limetten, Acerola Kirsche, Himbeeren, Johannisbeeren, Erdbeeren, Blaubeeren, Brombeeren, Papaya, Wassermelone, Kaktusfeige, Guaven, Aprikosen, Stachelbeeren, Clementinen, Orangen, Pfirsich, Grapefruit, Pflaumen

Gemüse (3 Portionen am Tag)

Gurke, Tomate, Paprika, Lauch, Blattsalate, Pilze, Möhren, Aubergine, Zucchini, Porree, Brokkoli, Blumenkohl, Grünkohl, Rosenkohl

Fisch (2x pro Woche,
davon 1x 70 g fettreich,
1x 120 g fettarm)

fettreich: Lachs, Thunfisch, Makrele, Hering, Aal, Sprotte, Heilbutt;

fettarm: Kabeljau, Seelachs, Scholle, Seezunge, Zander, Hecht, Steinbutt, Flunder)

Fettarme Wurst- und Fleischsorten
(max. 300 g pro Woche)

Hähnchen, Pute, Rind, Lamm

Milch und Milchprodukte

fettarme Varianten: 250 ml Milch (1,5 %), 2 Scheiben Käse und 150 g Joghurt (1,5 %) am Tag oder Magerquark

Vollkornprodukte (bevorzugen)

Vollkornnudeln, Vollkornreis, Vollkornbrot

Sonstige Beilagen

Kartoffeln, Hülsenfrüchte (z.B. Linsen)

Öle und Fette (pflanzliche bevorzugen, max. 2 EL am Tag)

Rapsöl, Olivenöl, Walnussöl, Leinöl

Salz und Zucker (in Maßen)

zusätzlichen Zucker, wenn möglich, komplett meiden

Trinken (min. 1,5 l am Tag)

Wasser, Kaffee und Tee, ungesüßt und ohne Milch

Tipps für die Ernährung bei erhöhtem Blutzucker

  • Zwischenmahlzeiten meiden, 3 Hauptmahlzeiten mit mindestens 4 Stunden Abstand zwischen den Mahlzeiten, um dem Verdauungsapparat eine Pause zu geben
  • Obst mit z.B. Quark oder Skyr mischen, dann verlangsamt sich die Aufnahme des Fruchtzuckers aus dem Obst und der Blutzucker steigt nicht so schnell und hoch an
  • Komplexe Kohlenhydrate auswählen
  • Resistente Stärke nutzen

Führen Sie ein Ernährungstagebuch, um besser kontrollieren zu können, wie viele und welche Kohlenhydrate Sie am Tag zu sich nehmen. Gerne auch über eine App.

Vorlage für ein Ernährungstagebuch

Kohlenhydrate in der Ernährung bei hohen Blutzuckerwerten

Wenn Sie Ihren erhöhten Blutzucker durch die Ernährung senken möchten, sollten Sie auf Ihre Kohlenhydratzufuhr achten. Hier kommt es auf die Art der Kohlenhydrate an.

Diese werden in einfache und komplexe Kohlenhydrate eingeteilt:

Einfache Kohlenhydrate bestehen aus kurzen Zuckermolekülen (ein bis zwei) und dienen der kurzfristigen Energiefreisetzung. Beispiel hierzu sind Fructose aus Obst, Glukose in Honig oder Banane oder Saccharose in z.B. Süßigkeiten.

Es kommt zu einem raschen Anstieg der Glukose im Blut und auch wieder zu einem schnellen Abfall. Dieses kann sich durch z.B. Zittern, Heißhunger oder Schwindel bemerkbar machen.

Komplexe Kohlenhydrate bestehen aus längeren Zuckermolekülketten (drei oder mehr) und dienen zur langsamen und dadurch nachhaltigen Energiefreisetzung. Diese sind z.B. in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Gemüse enthalten.

Es kommt zu einem langsamen Blutzuckeranstieg, da der Körper mehr Zeit benötigt, um die Zuckermoleküle im Körper abzubauen. Dies führt zu länger anhaltender Energie, eine längere Sättigung und Heißhunger wird vermieden. Der Blutzucker bleibt länger konstant.

Junge Frau sitzt vor einem Laptop am Frühstückstisch und streicht Butter auf ein Brot.

Resistente Stärke bei zu hohem Blutzucker in die Ernährung einbauen

Stärke gehört zu den Kohlenhydraten und kommt z. B. in Getreideprodukten, Linsen, Nudeln und Kartoffeln vor. Resistente Stärke sind Nahrungsbestandteile, die im Dünndarm nicht verdaut werden können, und zählen so zu den unverdaulichen Ballaststoffen.

Resistent bedeutet, dass der Dünndarm die Stärke nicht verdauen kann. Der Abbau der Stärke erfolgt erst im Dickdarm. Die dort entstehenden Abbaustoffe haben eine positive Auswirkung auf das Darmmikrobiom, auch als Darmflora bekannt. Sie wird im Dickdarm von Milchsäurebakterien fermentiert, wobei die sogenannte Buttersäure entsteht, welche für die Energieversorgung unserer Darmschleimhaut benötigt wird. Buttersäure gehört zu den kurzkettigen Fettsäuren und schützt uns auch vor Entzündungen. In Tierversuchen konnte nachgewiesen werden, dass Buttersäure auch unsere Blutfettwerte positiv beeinflussen kann.

Resistente Stärke entsteht, wenn stärkehaltige Lebensmittel wie z.B. Nudeln, Kartoffeln und Hülsenfrüchte gekocht, abgekühlt und am nächsten Tag wieder aufgewärmt werden. Durch das Abkühlen wird ein Teil der Stärke in resistente Stärke umgewandelt. Dadurch wird der Blutzucker nicht so stark erhöht.

Weitere unverdauliche Ballaststoffe, die die oben genannten positive Auswirkungen haben, finden sich z.B. in Haferflocken, Roggen, Weißkohl, Porree und Sellerie.

 

Quellen:

  1. Wie wirken sich Mahlzeiten auf den Blutzuckerspiegel aus? | diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe
  2. Blutzucker – was ist das? | STADA Diabetes
  3. Wie hoch darf der Blutzucker sein? | Apotheken Umschau (apotheken-umschau.de)
  4. Überzuckerung (Hyperglykämie) und Ketoazidose (diabinfo.de)
  5. Resistente Stärke als funktioneller Bestandteil von Lebensmitteln (ernaehrungs-umschau.de)
  6. Einfache und komplexe Kohlenhydrate: Freund oder Feind? – LYKON
  7. Was ist Diabetes Typ 2? | diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe
  8. Was sind eigentlich Kohlenhydrate? | Apotheken Umschau (apotheken-umschau.de)
  9. Überblick: Begleiterkrankungen bei Diabetes | diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe
  10. Was steckt hinter dem Hype um resistente Stärke? (dak.de)

Wissen: Ähnliche Beiträge

  • Fettstoffwechselstörungen mit Ernährung entgegenwirken

    Bei Fettstoffwechselstörungen (Hyperlipidämie und Hyperlipoproteinämie) gilt es, die Blutfette bzw. das Cholesterin im Blut zu senken. Dies kann durch eine angepasste Ernährung erreicht werden. Wichtig ist, zu wissen, welche Lebensmittel Sie bedenkenlos essen können, um Ihre Gesundheit zu fördern.

  • Fettstoffwechselstörungen erkennen und behandeln

    Fettstoffwechselstörungen können in zwei verschiedenen Formen auftreten: Die Hyperlipidämie oder die Hyperlipoproteinämie, die jeweils durch Blutuntersuchungen erkannt werden. Beide Erkrankungen können durch unterschiedliche Behandlungen gelindert werden.

  • Wie Sie bei Übergewicht erfolgreich abnehmen

    Um bei Übergewicht und Adipositas nachhaltig abzunehmen, ist eine strukturierte Herangehensweise zielführend. Beispielsweise ein Ernährungstagebuch und ein gemeinsam erstellter Ernährungsplan können Sie dabei unterstützen, Übergewicht langsam und erfolgreich abbauen.

  • Übergewicht: Ab wann ist es Adipositas?

    Eine steigende Anzahl an Menschen ist in Deutschland übergewichtig und leidet somit an einem erhöhten Risiko für verschiedene Folgekrankheiten. Eine einfache Tabelle gibt Aufschluss darüber, ab wann man als übergewichtig gilt und ab wann von Adipositas gesprochen wird.

  • PCOS mit angepasster Ernährung begegnen

    Eine bedarfsgerechte Ernährung bei dem PCOS ist wichtig, um Ihren Hormonhaushalt und die Insulinresistenz unter Kontrolle zu bekommen. Auf diese Weise können Symptome und der Verlauf der Krankheit verbessert werden. Entscheidend ist das Wissen darüber, was Sie beim PCO-Syndrom essen sollten.

  • PCOS: Die Krankheit, ihre Symptome und Behandlung

    Das polyzystische Ovar-Syndrom, kurz PCOS, ist eine Hormon- und Stoffwechselstörung bei Frauen. Die Symptome des PCOS sind für Betroffene psychisch belastend und können gesundheitliche Folgen haben. Die richtige Behandlung des PCOS mit und ohne Medikamente ist deshalb sehr wichtig.

  • Wie entsteht Diabetes?

    Typ-1- und Typ-2-Diabetes liegen unterschiedliche Ursachen zu Grunde. Beiden Diabetesformen gemeinsam ist die nachlassende Insulinproduktion, allerdings in sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit.

  • Die richtige Ernährung bei Diabetes mellitus

    Mit der richtigen Ernährung bei Diabetes mellitus können Betroffene ihre Blutzuckerwerte stabil halten und Symptome vermeiden. Die wichtigste Gruppe an Lebensmitteln für Diabetiker sind die Kohlenhydrate – hier gilt besondere Vorsicht.

  • Was ist Diabetes mellitus?

    Diabetes mellitus ist eine chronische Störung des Kohlenhydratstoffwechsels, die für erhöhte Blutzuckerwerte sorgt. Unterschieden wird zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Besonders Typ-2-Diabetes sollte an verschiedenen Anzeichen frühzeitig erkannt werden.

  • Die richtige Ernährung bei Gicht (Hyperurikämie)

    Gicht wird durch einen zu hohen Harnsäurespiegel im Körper (Hyperurikämie) ausgelöst. Die richtige Ernährung bei Gicht kann dabei helfen, die erhöhten Harnsäurewerte zu senken und Gichtanfälle zu verringern oder vorzubeugen. Deshalb ist es wichtig zu wissen, was Sie bei Gicht essen sollten.

  • Gicht (Hyperurikämie): Symptome, Ursachen und Behandlung

    Die schmerzhafte Krankheit Gicht wird durch eine zu hohe Harnsäurekonzentration im Körper (Hyperurikämie) ausgelöst. Die Symptome der Gicht treten schubweise auf und können durch Ernährung und Medikamente gut unter Kontrolle gebracht werden.