Divertikulitis: Entstehung und Behandlung
Nicht in jedem Fall führen Divertikel zu einer ernsten Erkrankung. Verschiedene Risikofaktoren wie das Alter, Übergewicht, eine genetische Veranlagung oder Störungen im Darmnervensystem tragen jedoch dazu bei, dass eine ernste Divertikulitis entsteht. Eine passende Behandlung der Divertikulitis mit oder ohne Antibiotika ist dann von großer Wichtigkeit, um Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Was sind Divertikel?
Viele Betroffene werfen die Begriffe Divertikel, Divertikulitis, Divertikelkrankheit und Divertikulose zusammen in einen Topf – kein Wunder bei diesen ähnlich klingenden Fremdwörtern. Alle vier „Divertik“-Darmgeschichten unterscheiden sich jedoch in Ausprägung, Beschwerdebild und Behandlung. Divertikel stellen die Ausgangsbasis dar. Einen Krankheitswert weisen jedoch nur die Divertikulitis und die Divertikelkrankheit auf.
Als Divertikel bezeichnen Mediziner Ausstülpungen der Darmschleimhaut, bei denen sich die Darminnenwand durch die Darmmuskulatur nach außen wölbt. Im Gegensatz zu den Darmpolypen, die ins Darminnere wachsen, entstehen Divertikel in der Darmwand. Sie sehen aus wie ein schlauchartiger, zum Darm hin geöffneter Ballon. Manche vergleichen sie mit einem kleinen, zum Ende hin verschlossenen Tunnel oder Kanal in der Darmwand.
Wenn der Arzt Divertikulose diagnostiziert, sitzen die Divertikel an mehreren Stellen der Darmwand. Die Darminnenwand weist folglich mehrere Ausstülpungen auf. Die betroffene Person bemerkt aber keine Symptome oder Beschwerden. Divertikel bedürfen daher keiner Behandlung. Erst bei einer Divertikelkrankheit entwickeln sich Komplikationen, Schmerzen oder Einschränkungen. Bei einer Divertikulitis entzünden sich die Ausstülpungen.
Eine professionelle Ernährungsberatung bei Divertikulitis hat das Ziel, die akuten Symptome zu lindern und das Risiko für Rückfälle zu minimieren. Der Fokus liegt dabei, auf einer anti-entzündlichen und ballaststoffreiche Ernährungsweise, die den Darm beruhigt und unterstützt.
Wie verbreitet ist Divertikulitits?
Divertikel sitzen bei vielen Menschen im Darm – ein Großteil weiß davon nichts, da sie oft keine Beschwerden verursachen. Im Lauf des Lebens hat jede zweite bis dritte Person in Deutschland Divertikel. Eine korrekte Einschätzung der Prävalenz (Verbreitung) fällt selbst Fachpersonen schwer, da sich Divertikel eben häufig beschwerdefrei im Darm befinden. Divertikel kommen mit steigendem Lebensalter gehäuft vor. So sind nur circa 13 % der Personen unter 50 Jahren von Divertikeln betroffen, während Expert*innen für betagte Senioren über 85 Jahren eine Prävalenz von 66 Prozent angeben.
Innerhalb von zehn Jahren entwickeln circa ein bis vier Prozent der Divertikel-Träger eine Divertikulitis. Männer und Frauen scheinen gleichermaßen betroffen.
Welche Symptome begleiten Divertikelkrankheit und Divertikulitis?
Die Divertikelkrankheit zeigt sich durch Schmerzen, die überwiegend im linken Unterbauch auftreten. Weitere Symptome wie Blähungen, Verstopfung oder Durchfall kommen oft hinzu. Stuhlgang sowie Abgang von Winden empfinden viele Betroffene als erleichternd, wohingegen Essen die Darmprobleme in der Regel verstärkt. Manchmal erscheinen die Beschwerden nur vorübergehend, sie können jedoch auch dauerhaft bestehen.
Im Falle einer Divertikulitis klagt der Betroffene über plötzlich auftretende dumpfe Schmerzen im Unterbauch, eventuell begleitet von Fieber. Verstopfung, Durchfall, Blähungen und Übelkeit stellen weitere Symptome einer Divertikulitis dar. Typisch zeigt sich auch eine Abwehrspannung der Bauchmuskulatur und der Loslass-Schmerz bei der körperlichen Untersuchung, wenn der Arzt auf den Bauch drückt.
Umgang mit Divertikulitis: Symptome langfristig loswerden!
Eine Divertikulitis kann zu schmerzhaften Symptomen und Folgeerkrankungen führen. Die richtige Behandlung ist deshalb sehr wichtig. Neben der medikamentösen Therapie kann eine Ernährungsberatung dabei helfen, die Entzündung einzudämmen,, Symptome zu lindern und Rückfälle zu vermeiden. Durch die Unterstützung unserer Fachkräfte lernen Sie, wie eine anti-entzündliche Ernährung aussieht und wie Sie eine darmfreundliche Lebensmittelauswahl treffen. So finden Sie rasch zu mehr Wohlbefinden!
Warum entstehen Divertikel und Divertikulitis?
Wissenschaftler diskutieren über verschiedene mögliche Mechanismen als Auslöser wie:
- eine Verdickung der Muskulatur der Darmwand
- eine Schwächung des Bindegewebes
- Störungen im Darmnervensystem
- veränderte Beweglichkeit (Motilität) der Darmmuskulatur
- Lebensalter
- erbliche Veranlagung
- Adipositas und Übergewicht
Die Faktoren Lebensalter, Gene sowie Gewicht erklären dabei nach aktuellem Kenntnisstand die Entstehung von Divertikulitis am besten. Für die anderen Erklärungsansätze finden sich ebenfalls Hinweise, die noch weiterer Abklärung bedürfen.
Des Weiteren scheint die Entwicklung zur Divertikelkrankheit mit einer veränderten Zusammensetzung der Darmbakterien zusammenzuhängen. Das Mikrobiom (Gesamtheit der Darmbakterien) ist aber nicht für die Entstehung von Divertikeln verantwortlich. Sehr viele Faktoren wie Ernährung, körperliche Aktivität, Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente (zum Beispiel Antibiotika) beeinflussen die Zusammensetzung der Darmmikrobiota, deshalb lässt sich der Zusammenhang schwer belegen.
Neben unveränderlichen Faktoren wie Alter und Genetik gibt es durch Lebensstil und Ernährung beeinflussbare Risikofaktoren wie das Körpergewicht.
Wie wird Divertikulitis festgestellt?
Um Divertikel bzw. Divertikulitis festzustellen, untersucht der Arzt / die Ärztin durch Abtastung und Abhörung den Bauchraum. Er erfragt Vorerkrankungen sowie die Einnahme von Medikamenten, um mögliche Komplikationen wie das Blutungsrisiko abzuschätzen. Ergebnisse der Blutuntersuchung, des Urins sowie die Messung der Körpertemperatur ergänzen die Diagnosestellung. Per Ultraschall kann der Arzt die Diagnose sichern. Bei weiterer Unsicherheit erfolgt eine Computertomografie. Eine Darmspiegelung führen die Mediziner im akuten Entzündungsfall nicht durch. Sie empfehlen, diese etwa vier bis sechs Wochen nach dem Abheilen der Divertikulitis nachzuholen, um Polypen oder Darmkrebs auszuschließen.
Auch andere Erkrankungen wie Blinddarmentzündung oder Reizdarmsyndrom lösen ähnliche Darmprobleme aus. Zur Abgrenzung vom Reizdarmsyndrom kann zum Beispiel die Calprotectin-Konzentration im Stuhl auf eine Entzündung wie Divertikulitis hinweisen.
Wie sieht die Behandlung bei Divertikulitis aus?
Bei einer Divertikulitis zielt die Behandlung darauf ab, Komplikationen zu vermeiden, akute und chronische Beschwerden zu reduzieren sowie Rückfällen vorzubeugen.
Bei unkompliziertem Verlauf behandelt der Arzt die Divertikulitis ambulant und konservativ, das bedeutet ohne Operation, sondern höchstens mit Antibiotika. Bei Begleiterkrankungen und Komplikationen leitet der Arzt eine stationäre Einweisung ins Krankenhaus ein.
Die komplizierte Divertikulitis – wenn sich Abszesse bilden, sich die Entzündung stark ausbreitet oder andere Komplikationen wie Darmdurchbruch auftreten – betrifft nur circa ein Fünftel der Patienten. Neben Antibiotika bildet eine Umstellung der Ernährung hin zu einer ballaststoffreichen Lebensmittelauswahl eine weitere Therapiesäule.
Bei dauerhaften Beschwerden wägen die behandelnden Ärzte die Vor- und Nachteile einer operativen Entfernung des betroffenen Darmabschnitts ab.
Antibiotische Therapie bei Divertikulitis
In erster Linie erfolgt bei Divertikulitis die Therapie mit Antibiotika, um die bakterielle Entzündung einzudämmen und Komplikationen zu verhindern. Der Einsatz von Antibiotika stellt heutzutage bei unkompliziertem Verlauf aber nicht mehr zwingend ein Muss dar. Der Arzt sollte bei der Frage nach der Antibiotikatherapie das individuelle Risikoprofil wie bestimmte (immunreduzierende) Medikamente oder Begleiterkrankungen abwägen.
Ein erhöhtes Risiko für Komplikationen besteht etwa bei chronischen Nierenerkrankungen, Bluthochdruck, Immunschwäche oder Allergien. Auch die längerfristige Einnahme bestimmter Medikamente wie nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac, Kortikoide, Acetylsalicylsäure (ASS) erhöhen die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf der Divertikulitis.
Was sind mögliche Folgen einer Divertikulitis?
In der Regel heilt eine behandelte Divertikulitis innerhalb weniger Wochen ab. Jedoch tritt in 20 Prozent der Fälle oftmals eine erneute Entzündung in den nächsten Jahren auf (chronisch-rezidivierenden Divertikulitis).
Folgende Komplikationen einer Divertikulitis gilt es zu verhindern:
- Übergang der Entzündung auf die Darmwand oder benachbarte Organe mit Entstehung von Abszessen (Eiteransammlungen) und Fisteln (röhrenartige Verbindungen zwischen zwei Organen)
- Darmperforation: Durchbruch des Darms mit Loch in der Darmwand
- Bauchfellentzündung bei Austritt von Stuhl in den Bauchraum
- vernarbte Verengungen (Stenosen)
- Darmverschluss (Ileus)
- Divertikelblutung
Verstärkte Bauchschmerzen, Fieber, ein gespannter, harter Bauch oder Übelkeit sollten Sie als Warnzeichen verstehen und ärztlich direkt abklären lassen, um Komplikationen rechtzeitig aufzudecken.
Quellen:
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