Die richtige Ernährung bei Divertikulitis
Mit einer angepassten Ernährung kann eine akute Divertikulitis gelindert und weitere Ausbrüche vermieden werden. Meistens ist dafür keine restriktive Diät nötig. Schon eine ballaststoffreiche Ernährung hilft dabei, den Darm bei Divertikulitis zu unterstützen.
Mit welcher Ernährung beuge ich Divertikeln und Divertikulitis vor?
Zur Vorbeugung der Entwicklung von Divertikeln und Divertikulitis heißt es, bestimmte Risikofaktoren zu reduzieren. Beim Essen gehört dazu der Verzicht auf rotes Fleisch und im Gegenzug der Verzehr vieler ballaststoffreicher Lebensmittel. Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte liefern viele Ballaststoffe, so dass deren regelmäßiger Genuss das Risiko senkt. Ganz im Sinne von „An Apple a day keeps the doctor away“ schützt eine Ernährung mit Früchten wie Äpfel vor Divertikeln und Divertikulitis.
Ungünstig wirken sich neben dem oben genannten Risikofaktor Übergewicht auch Alkohol(missbrauch) und Rauchen aus. Mit einem kritischen Blick auf Hüftspeck oder Bierbauch und entsprechenden Gegenmaßnahmen stellen Sie die Weichen Richtung Prävention. Ein aktiver Lebensstil mit viel Bewegung beeinflusst das Risiko ebenfalls positiv. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt mindestens 30 bis 60 Minuten körperliche Aktivität am Tag.
Die Empfehlungen zur Prävention einer Divertikulitis gelten gleichermaßen zur Vorbeugung einer erneuten Entzündung.
Eine professionelle Ernährungsberatung bei Divertikulitis legt den Fokus auf eben diese Faktoren und unterstützt die Umstellung auf eine ballaststoffreiche, anti-entzündliche Ernährung. So werden nicht nur Symptome gelindert, sondern auch das Risiko für Rückfälle reduziert.
Ist eine ballaststoffreiche Ernährung empfehlenswert bei Divertikulitis?
Eine Auswahl ballaststoffreicher Lebensmittel gilt als das A und O in der Ernährungstherapie bei Divertikulitis. Eine Aufnahme von mindestens 30 g Ballaststoffen am Tag entspricht den allgemeinen Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung. Im Sinne von Darmgesundheit, Krankheitsprävention, Gewichtsmanagement sowie Sättigung profitiert der gesamte Körper von den Nahrungsfasern. Unlösliche Ballaststoffe bringen den Darm in Schwung und nehmen Druck von der Darmwand, was entlastend wirkt bei Divertikeln und Divertikulitis.
Lösliche Ballaststoffe dienen unseren nützlichen Darmbakterien als Futter. Sie werden von den Darmbakterien im Darm abgebaut. Die Abbauprodukte ernähren wiederum die Darmschleimhaut und stärken damit die Darmbarriere und Gesundheit.
Lösliche Ballaststoffe finden Sie vor allem in:
- Haferflocken
- Gerste zum Beispiel als Graupen
- Chicorée
- Pastinaken
- Kohl
- Zwiebelgewächsen
- Hülsenfrüchte
- Leinsamen (auch geschrotet)
- Flohsamenschalen
Weitere Tipps für eine ballaststoffreiche Ernährung bei Divertikulitis
- Genießen Sie die breite Palette einer ballaststoffreichen Ernährung in Form von natürlichen Lebensmitteln wie Vollkornbrot, -reis, – nudeln, Früchten, Gemüse und Hülsenfrüchten.
- Trinken Sie dazu ausreichend Wasser oder Tee, damit die Ballaststoffe im Darm aufquellen.
- Wenn Sie bisher sehr ballaststoffarm gegessen haben, gehen Sie bei der Einführung einer ballaststoffreichen Ernährung zugunsten der Divertikulitis bitte nicht von Null auf 100. Das könnte Sie und Ihren Darm überfordern. Gewöhnen Sie Ihren Verdauungsapparat langsam an größere Ballaststoffmengen, indem Sie sie peu à peu steigern. So siedeln sich die guten Darmbakterien, die unser Verdauungsorgan für den Aufschluss der unverdaulichen Stoffe braucht, langsam in Ihrem Bauch an und erhöhen die Verträglichkeit. Die schrittweise Gewöhnung reduziert Blähungen und verhindert dadurch erhöhten Druck im Darm.
Divertikulitis lindern: Gesunder Darm durch die richtige Ernährung!
Eine bedarfsgerechte Ernährung bei Divertikulitis verschafft Linderung und beugt Rückfälle vor. Von unseren Ernährungsberater:innen lernen Sie, wie Sie darmfreundliche Mahlzeiten zusammenstellen und anti-entzündlich essen. Die systematische Umstellung auf eine ballaststoffreiche Kost sorgt rasch für mehr Wohlbefinden.
Empfehlungen für die Ernährung bei akuter Divertikulitis
Während der akuten Divertikulitis hören Patient:innen häufig die Empfehlung für eine ballaststoffarme Ernährung. Einen wissenschaftlichen Beweis für diese restriktive Diät bei unkompliziertem Verlauf gibt es hingegen nicht. Nur wenn Ihr Darm bisher wenig Vollkorn, Linsen und Co. kennt, lassen Sie ihm besser etwas Zeit – und fordern Sie ihn nicht in der Entzündungsphase zusätzlich heraus.
Braucht es einen Ernährungsplan bei Divertikulitis?
Personen mit akuter Divertikulitis wünschen sich für Ihre Ernährung oftmals eine Liste oder Tabelle mit allen Lebensmitteln, die Sie sorglos essen oder trinken dürfen. Eine solche Ernährungstabelle ist bei unkomplizierter Divertikulitis (ohne erfolgter Darm-OP/Entfernung) nicht erforderlich und schränkt Sie nur unnötig ein. Es fehlen gute Studien für eine klare Empfehlung, ob und wie lange Betroffene in der akuten Phase auf feste Nahrung verzichten sollten.
Lediglich in den ersten ein bis zwei Tagen der Entzündung eignet sich sicherheitshalber eine leichte oder flüssige Lebensmittelauswahl mit wenig Ballaststoffen (Suppe, Weißbrot, Zwieback…). Hören Sie beim Essen auf Ihren Instinkt und Ihren Appetit und spüren Sie nach, was Ihnen bei unkomplizierter Divertikulitis guttut. Berücksichtigen Sie, dass langfristig bei ballaststoffarmer Ernährung das Risiko für eine Rückkehr der Beschwerden steigt.
Selbst bei einer komplizierten Divertikulitis entscheiden Mediziner:innen je nach Befund und Symptomen, ob der Verzicht auf feste Nahrung erforderlich ist. Nach Wasser, Suppen und Tee erfolgt dann nach wenigen Tagen in der Regel wieder Normalkost.
Ob probiotische Nahrungsmittel helfen, bedarf weiterer Forschung. Für eindeutige Empfehlungen bezüglich Probiotika fehlen aktuell aussagekräftige, qualitativ hochwertige Studien. Milchsauer vergorene Lebensmittel wie Joghurt, Kefir und Buttermilch unterstützen eine darmgesunde Ernährung.
Dürfen Nüsse, Körner und Co bei Divertikulitis gegessen werden?
Das oftmals gehörte Körner- und Nussverbot bei Divertikulitis lässt sich wissenschaftlich nicht halten. Unverdaute Rückstände von Nüssen, Körnern, Mais und Popcorn bleiben nicht in den Divertikeln stecken und lösen nicht die gefürchtete Entzündung aus – gut kauen vorausgesetzt! Bei der Ernährungsregel zum Meiden von Nüssen und Körnern bei Divertikulitis handelt es sich um einen Ernährungsmythos, der zu unnötiger Einschränkung der Lebensmittelvielfalt führt. Eine Studie zeigte sogar eine Risikoreduktion bei regelmäßigem Verzehr dieser Lebensmittel. Stellen Sie in diesem Sinne Ihre Ernährung abwechslungsreich und vielseitig zusammen – und nutzen Sie dabei die volle Bandbreite der Nüsse aus.
Übrigens: Auch für das Kaffeetrinken fand sich kein Zusammenhang mit dem Auftreten einer Divertikulitis. Schränken Sie sich darum nicht unnötig ein, wenn Sie den Tag gerne mit einem Milchkaffee starten oder sich den Nachmittag mit einem Cappuccino versüßen.
Sollte ich zur Vermeidung einer Divertikulitis auf eine vegetarische Ernährung umstellen?
Eine ausgewählte vegetarische Ernährung, die aus viel Vollkorn, Gemüse sowie Hülsenfrüchten besteht, erfüllt in der Regel die Empfehlung zur Ballaststoffaufnahme. Zudem erhöht rotes Fleisch das Risiko für das Entstehen einer Divertikulose, so dass eine vegetarische Ernährung diesbezüglich Vorteile bietet. Eine Studie weist eine wesentlich geringere Wahrscheinlichkeit für Divertikulitis bei Vegetarier:innen im Gegensatz zu Fleischessern auf.
Doch keine Sorge: Wenn Sie gerne Fleisch essen, müssen Sie nicht gleich zum Vegetarismus wechseln, um das Divertikulitis-Risiko zu reduzieren. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät zu maximal 300 g Wurst und Fleisch pro Woche. Zur Vermeidung von Divertikulitis passt vor allem helles Fleisch wie Geflügel gut in die Ernährung. Auch Fisch zeigt keinen negativen Einfluss auf das Risiko für Divertikulose.
Darf man bei Divertikulitis Alkohol trinken?
Alkohol beeinträchtigt die Darmbarriere. Schädlicher Alkoholgebrauch im Sinne einer Alkoholvergiftung oder bei Abhängigkeit fördert das Risiko für die Entwicklung einer Divertikulitis. Eine sichere Dosis für Alkohol existiert nicht, denn er erhöht das Risiko für viele Erkrankungen wie beispielsweise Krebs. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt folglich, keinen oder möglichst wenig alkoholische Getränke zu trinken. 1-2 kleine Gläser Wein oder kleine Flaschen Bier (entspricht je maximal 27 Gramm Alkohol) in der Woche schätzt sie als risikoarmen Genuss ein. Expert:innen raten aufgrund des Suchtpotenzials, mindestens zwei alkoholfreie Tage in der Woche einzuhalten.
Bedenken Sie zur Divertikulitis-Prophylaxe beim nächsten Griff zu Cocktail, Wein und Bier, dass es generell keine unbedenkliche Grenze für Alkohol gibt und Sie somit Ihrer Gesundheit mit Verzicht in jedem Fall etwas Gutes tun. Ihr Darm profitiert gleichermaßen.
Das Wichtigste auf einen Blick bei Divertikulitis und Ernährung
Hier noch mal das Wesentliche in der Übersicht:
- Streben Sie Normalgewicht an.
- Essen Sie Vollkornprodukte, Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte.
- Genießen Sie, wenn gewünscht, alkoholische Getränke höchstens in risikoarmen Mengen.
- Schränken Sie den Verzehr von rotem Fleisch wie Schwein und Rind ein – ab 105-135 g pro Woche steigt das Risiko für Probleme mit Divertikeln.
- Das Meiden von Nüssen, Körnern, Mais und Popcorn ist nicht erforderlich.
- Kaffee ist erlaubt.
- Bewegen Sie sich täglich.
- Verzichten Sie auf Rauchen.
- Achten Sie auf Ihr Bauchgefühl bei unkomplizierter, akuter Divertikulitis und wählen Sie bei Bedarf übergangsweise leichte oder flüssige Kost.
Ernährungsempfehlungen bei Divertikulitis umsetzen
Wenn Sie Rezeptinspirationen suchen, recherchieren Sie nach vegetarischen und veganen Rezepten sowie nach Gerichten der mediterranen Küche. Sie entsprechen den Erfordernissen für eine ballaststoffreiche Ernährung bei Divertikulitis.
Ein weiterer Tipp: Nutzen Sie Mealprep (neudeutsch für das Vorkochen von Mahlzeiten) und verwenden Sie abgekühlte Kartoffeln, Reis oder Nudeln vom Vortag für Salate oder als Gratin. Bei der Abkühlung entsteht die sogenannte resistente Stärke. Diese Ballaststoffart ist die Lieblingsspeise einer ganz besonderen Bakteriengattung im Darm, die die Darmschleimhaut optimal versorgt.
Und ganz zum Schluss: Stressen Sie sich nicht mit der einzig perfekten Ernährung oder einem bestimmten Ernährungsplan, -tabelle oder Liste zur Ernährung bei Divertikulitis. Viele andere Faktoren wie Überbelastung oder erbliche Veranlagung spielen eine Rolle in der Entwicklung der Divertikulitis. So wichtig eine ausgewogene Ernährung bei Divertikulitis ist, verlieren Sie die anderen Aspekte und Ihre Lebensqualität nicht aus den Augen. Jeder Mensch ist einzigartig und so verträgt nicht jede/r alles. Bei Unsicherheiten und in der Umsetzung kann eine persönliche Ernährungsberatung Sie in der individuell für Sie passenden Ernährung bei Divertikulitis unterstützen.
Quellen:
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